Um zu verstehen, was passieren wird, müssen wir verstehen, was passiert ist. Was klingt wie die Einleitung zu einem Gedichtband ist das, woran die Forscher im Eislabor tagtäglich arbeiten. „Wir erforschen das Eis in seinem ursprünglichen Zustand, lange bevor der Mensch darauf einwirken konnte“, sagt Frank Wilhelms, Glaziologe und Leiter der Eiskerngruppe in Bremerhaven. Da nicht einfach an der Zeituhr gedreht werden kann, untersuchen die Wissenschaftler mit aufwändigen Messmethoden Eiskerne. Diese kann man sich als etwa zehn Zentimeter dicke, rund drei Kilometer lange Stangen aus Gletschereis vorstellen. Proben, für die tief in die Eisschilde der Antarktis und Grönlands gebohrt wird.
Hintergrund ist, dass im Eis Informationen über die Zusammensetzung der Atmosphäre aus vergangener Zeit gespeichert sind. Schicht für Schicht lagert sich nämlich über die Jahrzehnte Schnee ab, der wiederum Luft und Spurenstoffe aus der Atmosphäre einschließt und so konserviert. Für die Forscher des AWIs ein riesiger Schatz - doch an die gespeicherten Informationen zu kommen, ist alles andere als einfach.
Noch während einer Expedition vor Ort wird das Eis zersägt und erstmals untersucht, um einen möglichst originalgetreuen Einblick in die Zusammensetzung zu bekommen. Doch für manche Messungen werden aufwendige Ausrüstungen, die nicht mit an die entlegensten Orte der Welt genommen werden können, oder einfach mehr Zeit benötigt. So ist es wichtig, das Jahrtausendealte Eis sicher nach Bremerhaven zu transportieren.